Epilepsie
Was sind Epilepsien?
Epilepsien sind eine Reihe von Krankheitsbildern, die auf Funktionsstörungen des Gehirns beruhen.
Wird die Kommunikation der Nervenzellen untereinander gestört, können beide Gehirnhälften oder einzelne Hirnbereiche übermäßig aktiv werden. Dies löst die sogenannten epileptischen Anfälle aus.
Symptome
Ein epileptischer Anfall kann je nach betroffener Nervenzellen im Gehirn unterschiedlich lange dauern und sich verschieden äußern. Entscheidend sind die Symptome (Anzeichen) des jeweiligen Anfalls, zum Beispiel ein Zucken des Arms oder Bewusstlosigkeit.
Anhand der Symptomatik kann der Arzt häufig feststellen, wo im Gehirn der Anfall ausgelöst wurde. Je nach Ausgangsort unterscheidet man folgende Anfallsarten: generalisierte, fokale und nicht-klassifizierbare Anfälle.
Generalisierter Anfall
Wenn der Anfall beide Gehirnhälften erfasst, spricht man von einem generalisierten Anfall. Diese Anfälle werden oft von Bewusstlosigkeit und Krämpfen im ganzen Körper begleitet. Man unterscheidet hier in erster Linie Anfälle mit motorischen (tonisch-klonisch, anders motorisch) oder nicht-motorischen (Absence) Anzeichen. Darüber hinaus gibt es sehr viele verschiedene Unterformen von generalisierten Anfällen, die unterschiedliche Symptome haben.
Hier finden Sie ausführliche Infos zu den Unterformen:
gesundheitsinformation.de
epilepsie-elternverband.de
Fokaler Anfall
Hier finden Sie ausführliche Infos zu den Erscheinungsformen:
gesundheitsinformation.de
epilepsie-elternverband.de
Nicht-klassifizierbare Anfälle
Ursachen
Es gibt viele verschiedene Ursachen für epileptische Anfälle. Jeder Mensch kann in bestimmten Situationen einen epileptischen Anfall bekommen. Manche neigen eher dazu, manche weniger. Gerade im Kindesalter treten epileptische Anfälle bei bis zu 5 % der Menschen als fieberassoziierte Anfälle auf.
Diese werden als Fieberkrämpfe bezeichnet. Erst wenn sich die Anfälle auch ohne äußeren Anlass wiederholen, spricht man von einer Epilepsie. Diese kann zum Beispiel genetische, strukturell-metabolische infektiöse oder immunvermittelte Ursachen haben:
Genetische Ursachen
Hier finden Sie weitere ausführliche Infos zu Epilepsie und Genetik.
Strukturell-metabolische Ursachen
Immunvermittelte Ursachen
Infektiöse Ursachen
Unbekannte Ursachen
Verlauf
Wie stark eine Epilepsie ausgeprägt ist und wie häufig die Anfälle vorkommen, ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie z. B. Ursache der Epilepsie, Alter beim Epilepsie-Beginn usw.
Diagnostik
Von einer Epilepsie spricht man, wenn Anfälle wiederholt auftreten. Ganz entscheidend für die Klärung, ob eine Epilepsie vorliegt und was die Ursache sein könnte, ist zunächst das Gespräch mit einem erfahrenen Arzt. Dabei ist es wichtig, dass der Patient genau seine Beschwerden, Symptome und Vorgeschichte schildert.
Zusammen mit dem Arzt wird dann entschieden, ob zunächst ein EEG (= Elektroenzephalogramm, übersetzt »Elektrisches Hirnstrombild«) durchgeführt wird. Bei dieser Untersuchung werden Hirnströme gemessen. Bei bestimmten Epilepsieformen finden sich charakteristische Muster im EEG.
Mit dem Arzt wird dann überlegt, ob eine weitere Untersuchung durch eine Blutentnahme oder ein MRT (Magnetresonanztomografie) erfolgen soll. Die MRT-Untersuchung hilft herauszufinden, ob es im Gehirn Veränderungen gibt, die die Anfälle auslösen könnten.
Genetische Tests
Wenn bei Epilepsien ein Nachweis einer genetischen Ursache gelingt, so kann man teilweise mehr über den Verlauf der Erkrankung vorhersagen. Bei einigen Veränderungen handelt es sich eher um günstige Verläufe. Bei anderen Mutationen weiß man, dass die Verläufe schwerer sind. Dies ist sogar häufiger der Fall.
Sinnvoll kann die Ursache nach einer genetischen Ursache sein, wenn viele Anfälle auftreten, die auch mit Medikamenten nur schlecht zu behandeln sind – und wenn keine andere Ursache bekannt ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Dravet-Syndrom: Bei den Kindern treten mit Beginn im ersten oder zweiten Lebensjahr viele Anfälle auf, teilweise zunächst auch als fieberassoziierte Anfälle.
Auch wenn eine Ursachenfindung langwierig sein kann – viele Familien fühlen sich sehr erleichtert, wenn eine Ursache gefunden wurde. Dies führt oftmals zu einer erheblichen Entlastung von Schuldgefühlen. Eine Zuordnung ermöglicht einen gezielteren Austausch mit anderen Familien mit gleichem Krankheitsbild. Auch das kann sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken, für alle Betroffenen. Bei allen Schritten sollte das Kindeswohl immer an erster Stelle stehen.
Behandlung
Dies soll nicht zur Resignation führen, wohl aber zu einer realistischen Einschätzung der Ziele der Behandlung und möglicherweise auch zu einer besseren Lebensqualität mit weniger Störwirkungen der Medikamente. Auch können den Kindern weitere Untersuchungen zur Ursachenerhebung erspart bleiben.
Weitere Informationen dazu finden Sie im allgemeinen Humangenetikteil auf dieser Website. Auch ist eine präzise Vorhersage des Verlaufs für den Einzelfall nicht möglich. Es gibt zwar Versuche, möglichst „maßgeschneiderte“ Therapien für die verschiedenen genetisch bedingten Erkrankungen zu finden – dies liegt aber bis auf Einzelfälle noch in der Zukunft.
Weitere Fragen
Was muss ich über die Genetik von Epilepsien wissen?
Wichtig ist in dem Zusammenhang, dass es sich typischerweise nicht um eine Erbkrankheit handelt. Es erfolgt meist nicht eine direkte Vererbung durch die Mutter oder den Vater, sondern es entstehen eher zufällige Mutationen. Auch wenn Epilepsien in Familien manchmal gehäuft auftreten, so spiegelt dies eher eine allgemeine Veranlagung (wie z.B. auch bei Allergien) wieder. „Echte“, direkt vererbte familiäre Epilepsieformen sind selten.
Wenn ansonsten keine Ursache zu finden ist, so kann als Faustregel gelten, dass die Wahrscheinlichkeit eine genetische Veränderung zu finden umso höher ist, je eher die Anfälle aufgetreten sind (v.a. in den ersten zwei Lebensjahren) und umso schwieriger die Anfälle zu behandeln sind.
Wann sollte hauptsächlich an eine mögliche genetische Ursache bei einer Epilepsie gedacht werden?
Sinnvoll kann die Ursache nach einer genetischen Ursache aber sein, wenn viele Anfälle auftreten, die auch mit Medikamenten nur schlecht zu behandeln sind und wenn keine andere Ursache bekannt ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Dravet-Syndrom: bei den Kindern treten mit Beginn im ersten oder zweiten Lebensjahr viele Anfälle auf, teilweise zunächst auch als fieberassoziierte Anfälle. Die Behandlung mit Medikamenten ist schwierig und bei etwa 80% dieser Kinder findet sich eine Veränderung in einem Gen, welches SCN1A-Gen heißt.
Vorteile und Nachteile eines genetischen Tests bei Epilepsien
Wenn bei Epilepsien ein Nachweis einer genetischen Ursache gelingt, so kann man teilweise mehr über den Verlauf der Erkrankung vorhersagen. Bei einigen Veränderungen handelt es sich eher um günstige Verläufe. Bei anderen Mutationen weiß man, dass die Verläufe schwerer sind. Dies ist sogar häufiger der Fall. Manchmal kann man anhand der Veränderung auch bessere Entscheidungen über die Wahl der Medikamente geben. Hier ein Beispiel: Wenn bei einem Kind eine SCN1A-Mutation nachgewiesen wird, so wissen wir, dass bestimmte Medikamente (sog. Natriumkanalblocker) die Anfälle tendenziell verschlechtern können und daher sehr zurückhaltend oder gar nicht eingesetzt werden sollten.
Bei anderen Mutationen wissen wir, dass die Kinder und Jugendlichen praktisch kaum auf die Medikamente ansprechen und man eher eine Situation mit möglichst wenig Medikamenten, möglichst wenig Störwirkungen und möglichst wenig Anfällen anstrebt und nicht unbedingt komplette Anfallsfreiheit. Dies soll nicht zur Resignation führen, wohl aber zu einer realistischen Einschätzung der Ziele der Behandlung und möglicherweise auch zu einer besseren Lebensqualität mit weniger Störwirkungen der Medikamente.
Auch können den Kindern weitere Untersuchungen zur Ursachenfindung erspart bleiben.
Viele Familien fühlen sich sehr erleichtert, wenn eine Ursache gefunden wurde, da dies oftmals zu einer erheblichen Entlastung von Schuldgefühlen führt. Eine Zuordnung ermöglicht einen gezielteren Austausch mit anderen Familien mit gleichem Krankheitsbild.
Einschränkungen des genetischen Tests bei Epilepsien
Eine Ursachenfindung gelingt nicht immer. Manchmal liefern die Tests auch Ergebnisse, die nicht eindeutig sind oder auch verwirrend. So z.B. wenn eine Veränderung weltweit erstmalig nachgewiesen wird oder es nur sehr wenige Menschen mit gleicher oder ähnlicher Veränderung gibt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter „Genetische Grundlagen“ auf dieser Website. Auch ist eine präzise Vorhersage des Verlaufs für den Einzelfall nicht möglich. Es gibt zwar Versuche, möglichst „maßgeschneiderte“ Therapien für die verschiedenen genetisch bedingten Erkrankungen zu finden – dies liegt aber bis auf Einzelfälle noch in der Zukunft.