Autismus
Was sind Autismus-Spektrum-Störungen?
Störungen unterschiedlichen Schweregrades und mit unterschiedlicher Beeinträchtigung, aber mit typischen Symptomen und Verhaltensmerkmalen.
Früher hat man nur von „Autismus“ gesprochen und verschiedene Typen voneinander getrennt, so z.B. den frühkindlichen (Kanner-) Autismus und den Asperger-Autismus. Heutzutage weiß man, dass die Trennung oft nicht so eindeutig möglich ist und die Symptome eher in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen. Daher spricht man heute von Autismus-Spektrum-Störungen unterschiedlichen Schweregrades mit unterschiedlichen zusätzlichen Beeinträchtigungen.
Symptome
Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) werden durch die Abweichung von Verhaltensweisen definiert:
- in dem gemeinsamen Miteinander – der „sozialen Interaktion“
- in Sprache und Kommunikation
- bei Interessen und Aktivitäten.
Bereich „Soziale Kommunikation
Bereich „Restriktive, repetitive Verhaltensweisen, Interessen und Aktivitäten“
Typische Symptome bzw. Merkmale sind:
Veränderungen der Symptome des Autismus mit dem Lebensalter
Säuglinge (<12 Monate)
Zweites Lebensjahr
Kleinkind- und Vorschulalter
Formen
Autismus-Spektrum-Störungen wurden bisher durch die Abweichungen in den drei Kernbereichen der sozialen Interaktion, der Sprache und Kommunikation und der Interessen und Aktivitäten definiert.
Aufgrund neuerer Erkenntnisse wird seit einigen Jahren nur noch zwischen der „sozialen Kommunikation“ und den „restriktiven, repetitiven Verhaltensweisen, Interessen und Aktivitäten“ unterschieden. Der Begriff des Schweregrads der Autismus-Spektrum-Störung wird ausdrücklich zusätzlich eingeführt.
- Grad 1: braucht bereits Unterstützung aber nur in geringem Ausmaß
- Grad 2: braucht erhebliche Unterstützung
- Grad 3: braucht durchgängig erhebliche Unterstützung
Die Unterscheidung in frühkindlichen Autismus und Asperger-Syndrom – früher allein aufgrund des Sprachvermögens und des Intelligenzniveaus – wird nicht mehr vorgenommen. Denn diese Unterscheidung bildete den Schweregrad und die Beeinträchtigung der Teilhabe der Betroffenen nicht ab. Für das Ausmaß der Beeinträchtigung der Teilhabe am täglichen Leben in Familie, Schule und Beruf spielen neben der Schwere die folgenden Aspekte, bzw. die folgenden zusätzlichen Beeinträchtigungen eine wichtige Rolle:
- Ausmaß der geistigen Fähigkeiten
- Vorliegen einer Sprachentwicklungsstörung
- Verbindung mit bekannten medizinischen, genetischen Krankheiten
- Verbindung mit Risikofaktoren im sozialen Umfeld
- Verbindung mit entwicklungsneurologischen, psychologischen Störungen oder Verhaltensstörungen
Ursachen
- Genetik (inkl. sogenannte Syndrome)
- neurometabolische Störungen
- immunologische Besonderheiten
- neuroanatomische oder neurofunktionelle Befunde
Diagnostik
Die Diagnostik auf Autismus-Spektrum-Störungen im Kindesalter beginnt mit der aufmerksamen Registrierung der von Eltern berichteten Symptomatik. Es ist wesentlich, hier keine vorschnelle Zuordnung zu treffen, aber gleichzeitig früh und intensiv die hohe Belastung der Eltern zu erkennen und die Familien einer entsprechenden Hilfestellung zuzuführen.
Es gibt keine eindeutig beweisende Untersuchung, z. B. keinen Labortest oder Schichtbildgebung. Es handelt sich um eine klinische Einschätzung durch eine ExpertIn, wobei zusätzliche etablierte Untersuchungsgänge und -verfahren angewendet werden können.
Auch bestimmte Fragebögen können hilfreich sein. Bei der Untersuchung muss bedacht werden, dass eine Vielzahl anderer Krankheitsbilder ähnliche Symptome aufweisen können.
Wichtige Instrumente bei einer standardisierten Untersuchung sind ein Eltern-Interview („ADI-R“) und ein Beobachtungsverfahren (ADOS). Es ist aber festzuhalten, dass kein übergreifend für alle Alters- und Begabungsniveaus gleich guter, allgemeingültiger „Test auf Autismus-Spektrum-Störung“ existiert.
Weitere Fragen
Was muss ich über die Genetik von Autismus-Spektrum-Störungen wissen?
Wann muss hauptsächlich an eine genetische Ursache bei Autismus-Spektrum-Störungen gedacht werden?
Eine Untersuchung ist besonders dann als sinnvoll zu erachten, wenn aufgrund zusätzlicher Besonderheiten der Verdacht auf das Vorliegen einer syndromalen Erkrankung vorliegt. Denn der Nachweis bekannter genetisch definierter Syndrome ermöglicht Aussagen über weitere Begleiterkrankungen, die Behandelbarkeit einzelner Symptome und auch den weiteren Verlauf. Da eine Autismus-Spektrum-Störung fast immer zu einer schweren sozialen Beeinträchtigung und Beeinträchtigung der Teilhabe führt, hat dies auch Bedeutung für den Lebensalltag der Betroffenen.
Vorteile und Nachteile eines genetischen Tests bei Autismus-Spektrum-Störungen
Viele Familien fühlen sich sehr erleichtert, wenn eine Ursache gefunden wurde, da dies oftmals zu einer erheblichen Entlastung von Schuldgefühlen führt. Eine Zuordnung ermöglicht einen gezielteren Austausch mit anderen Familien mit gleichem Krankheitsbild.
Einschränkungen des genetischen Tests bei Autismus-Spektrum-Störungen
Eine Ursachenfindung gelingt nicht immer. Manchmal liefern die Tests auch Ergebnisse, die nicht eindeutig sind oder auch verwirrend. So z. B. wenn eine Veränderung weltweit erstmalig nachgewiesen wird oder es nur sehr wenige Menschen mit gleicher oder ähnlicher Veränderung gibt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter „Genetische Grundlagen“ auf dieser Website. Auch ist eine präzise Vorhersage des Verlaufs für den Einzelfall nicht möglich. Es gibt zwar Versuche, möglichst „maßgeschneiderte“ Therapien für die verschiedenen genetisch bedingten Erkrankungen zu finden – dies liegt aber bis auf Einzelfälle noch in der Zukunft.
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