Intellidenzminderung
Was ist Intelligenzminderung?
Der Begriff „Intelligenz“ kommt vom lateinischen Wort „intellegere“ und bedeutet „kennen, begreifen, verstehen“.
Dieser Stillstand oder Rückstand der geistigen Entwicklung bei einem Kind ist für Eltern, Kinderärzte, Erzieherinnen, Lehrer usw. manchmal schon im Kleinkindalter erkennbar, manchmal aber auch erst im Schulalter.
Symptome
Im Alltag fallen Kinder mit einer Intelligenzminderung dadurch auf, dass sie sich langsamer entwickeln als Gleichaltrige. Die betroffenen Kinder können zum Beispiel:
- Schwierigkeiten haben, neue Sachen zu erlernen,
- „einfachere“ Spiele bevorzugen, bzw. nicht altersentsprechendes Spielverhalten haben,
- kommunikative (sprachliche) Störungen zeigen,
- Probleme haben, mit unbekannten Situationen zurechtzukommen
- oder andere Auffälligkeiten in der geistigen, sprachlichen, oft auch motorischen Entwicklung zeigen.
Gleichbedeutend mit dem Begriff der Intelligenzminderung spricht man auch von geistiger Behinderung. Vor allem bei sozialrechtlichen Angelegenheiten, die mit dem Versorgungsamt, dem Sozialamt usw. zu regeln sind, wird häufiger von geistiger Behinderung als von Intelligenzminderung gesprochen.
Stufen
Ursachen
Grundsätzlich liegt einer Intelligenzminderung stets eine Störung der Hirnfunktion zugrunde. Solche Hirnfunktionsstörungen können verschiedene Ursachen haben:
- Sie können genetisch verursacht sein: Das heißt, die Hirnfunktionsstörung kommt durch eine Störung in den Erbanlagen des Kindes zustande.
- Oder sie können erworben sein: Das heißt, die Hirnfunktionsstörung kommt durch eine Schädigung des Gehirns von außen zustande. Eine erworbene Intelligenzminderung kann durch verschiedene schädigende Einflüsse vor, während oder nach der Geburt hervorgerufen werden:
Vor der Geburt
Zum Beispiel aufgrund von Gehirnentzündungen durch Viren oder Bakterien; Alkohol-, Drogen- oder Medikamentensucht der Mutter.
Während der Geburt
Zum Beispiel als Folge von Sauerstoffmangel des Kindes.
Nach der Geburt
Zum Beispiel durch schwere Infektionen mit Entzündung der Hirnhäute oder selten auch durch andere schwere Infektionen, die zum Kreislaufzusammenbruch führen; Unfälle mit Schädel-Hirn-Verletzungen.
Insgesamt sind aber in Deutschland und Mitteleuropa bei einer Intelligenzminderung genetische Ursachen häufiger als erworbene Ursachen.
Diagnostik
Gespräch zur Krankheitsgeschichte
Im ersten Schritt wird die Ärztin oder der Arzt versuchen, die Ursache für die Entwicklungsstörung des Kindes herauszufinden. In einem Gespräch wird deshalb zunächst sehr gründlich der Verlauf der Schwangerschaft, der Geburt und der bisherigen Entwicklung des Kindes ermittelt. Das Fachpersonal wird nach ähnlichen Erkrankungen in der Familie fragen und sich erkundigen, ob es möglicherweise eine Schädigung des ungeborenen Kindes während der Schwangerschaft durch äußere Einflüsse gegeben haben könnte. Darüber hinaus werden Fragen zum allgemeinen Verhalten des Kindes gestellt, zum Beispiel:
- Wie kommt das Kind in der Schule/im Kindergarten zurecht?
- Hat es Freunde?
- Wie sieht das Spielverhalten des Kindes aus?
- Wie reagiert/verhält sich das Kind in Konfliktsituationen oder unbekannten Situationen usw.?
Psychologische Tests
Genetische Laboruntersuchungen
Manchmal gelingt es der Ärztin oder dem Arzt allein durch Erhebung der Vorgeschichte und eine körperliche Untersuchung, eine Diagnose oder Verdachtsdiagnose zu stellen. In vielen Fällen ist dies aber nicht möglich, und dann ist es sinnvoll, genetische Screening-Untersuchungen durchzuführen, sofern die Eltern eine Ursachenklärung wünschen.
Zu genetischen Laboruntersuchungen, die breit gefächert nach genetischen Fehlern suchen („Screening“), zählen: herkömmliche Chromosomenanalyse, hochauflösende Chromosomenanalyse (vergleichende genomische Hybridisierung, Array-CGH), molekulargenetische Panel-Untersuchungen und Gesamt-Exom-Sequenzierung.
Vorteile und Nachteile eines genetischen Tests bei Intelligenzminderung
Wenn bei Intelligenzminderungen ein Nachweis einer genetischen Ursache gelingt, so kann man teilweise, allerdings eher selten, mehr über den konkreten Verlauf der Erkrankung vorhersagen. Da ohnehin keine Behandlung der Kernsymptome mit Medikamenten möglich ist, ergeben sich auch durch eine genetische Untersuchung keine Hinweise in dieser Richtung. Anders ist dies möglicherweise, wenn zusätzlich auch epileptische Anfälle vorliegen, wie es gar nicht so selten der Fall ist. Dann kann es Hinweise geben, welche Behandlung am besten wirksam ist. In sehr wenigen Fällen findet man sogar eine Ursache, bei der eine gezielte Behandlung möglich ist, so beispielsweise, wenn sich Hinweise auf eine Stoffwechselstörung zeigen. Viele Familien fühlen sich sehr erleichtert, wenn eine Ursache gefunden wurde, da dies oftmals zu einer erheblichen Entlastung von Schuldgefühlen führt. Eine Zuordnung ermöglicht einen gezielteren Austausch mit anderen Familien mit gleichem Krankheitsbild.
Einschränkungen des genetischen Tests bei Intelligenzminderung
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